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Barrierefreie Datendashboards – Wie sehen Best Practices dafür aus und wie können alle davon profitieren?

Beratung
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Lesezeit:
4 Minuten

Statistische Informationen werden zunehmend über interaktive Online-Dashboards bereitgestellt. Diese ermöglichen es Nutzer*innen, eigenständig Daten visuell und interaktiv zu erkunden und erste Analysen durchzuführen – ganz ohne spezielle Vorkenntnisse oder zusätzliche Software. Damit solche Angebote allen Menschen offenstehen, muss Barrierefreiheit von Anfang an mitgedacht und konsequent umgesetzt werden.

Hintergrund

Stefanie Dreiack, Miriam Grünz und Claudia Loitsch stehen nebeneinander hinter einem großen, aufgestellten, blaugrauen Rahmen, auf den mit Kreide groß "#MuC25" geschrieben wurde. Die drei Frauen blicken lächelnd durch den Rahmen zur Kamera.

Bei der Mensch und Computer 2025 in Chemnitz, der größten deutschsprachigen Konferenz zur Mensch-Computer-Interaktion, präsentierten wir im Rahmen des Accessibility-Tracks unseren Beitrag:
„Inklusive Interaktion: Barrierefreie Datendashboards für alle Nutzer*innen“

Im Fokus stand dabei die Frage:
Wie lassen sich moderne interaktive Dashboards so gestalten und technisch umsetzen, dass sie für möglichst viele Menschen zugänglich sind – unabhängig von körperlichen oder kognitiven Voraussetzungen?

Unsere Geschäftsführerin Dr.-Ing. Claudia Loitsch (a11y design) zeigte gemeinsam mit Dr. Stefanie Dreiack und Miriam Grünz von der Koordinierungsstelle Chancengleichheit Sachsen, wie technische Standards und UX-Anforderungen zusammenwirken müssen, um inklusive Lösungen zu schaffen.

Der vollständige Beitrag wurde bei der Gesellschaft für Informatik e.V. veröffentlicht. Wir stellen Ihnen außerdem eine barrierefreie Version des PDF-Dokumentes zur Verfügung.

Fachlich fundiert und praxisnah: Was wir gezeigt haben

Unser Beitrag beleuchtete den gesamten Prozess der prototypischen Umsetzung barrierefreier Datendashboards – von der Konzeption über das technische Design bis hin zur prototypischen Umsetzung und einer Evaluation mit Nutzenden.
Dabei wurden folgende Aspekte besonders hervorgehoben:

  • Barrierefreie Dashboards sind nicht out-of-the-box umsetzbar
  • Umsetzung erfordert gezielte Planung & Tests
  • Barrierefreiheit als Standard- und Qualitätskriterium bei der Tool- und CMS-Auswahl
  • Frühe Einbindung von Menschen mit Behinderungen ist entscheidend

Besonders wichtig war uns zu zeigen, wie sich etablierte Standards zur digitalen Barrierefreiheit (z. B. WCAG, EN 301 549) wirksam auf interaktive Datenvisualisierungen anwenden lassen – und welche Herausforderungen und Lösungsansätze sich in der praktischen Umsetzung ergeben.

Warum gerade Dashboards besondere Anforderungen stellen

Interaktive Dashboards gelten heute als zeitgemäßes Mittel, um statistische Inhalte modern aufzubereiten. Statt starrer PDF-Berichte oder endloser Tabellen ermöglichen sie eine aktive Auseinandersetzung mit den Daten. Nutzer*innen können Diagramme filtern, Zeiträume anpassen, Kategorien vergleichen oder Trends erkennen – meist per Mausklick oder Touchscreen. Diese Interaktivität bringt aber auch Herausforderungen mit sich:

  • Viele Dashboards sind nicht vollständig per Tastatur bedienbar
  • Sie verwenden nicht barrierefreie JavaScript-Komponenten
  • Die semantische Auszeichnung der Inhalte ist oft mangelhaft
  • Sie sind nicht oder nur eingeschränkt kompatibel mit Screenreadern
  • Farbwahl und Kontraste sind für Menschen mit Sehbehinderungen nicht ausreichend

Dazu kommen inhaltliche und kognitive Barrieren: komplexe Visualisierungen, unklare Strukturen, fehlende Erläuterungen oder schwer verständliche Diagrammtypen können selbst für geübte Nutzer*innen zur Hürde werden.

Claudia Loitsch: „Barrierefreiheit ist strategische UX-Arbeit“

Unsere Geschäftsführerin Dr.-Ing. Claudia Loitsch, Expertin für digitale Barrierefreiheit und UX-Strategie, betonte in ihrem Vortrag:

„Barrierefreiheit ist nicht nur ein technisches Thema – es ist ein zentraler Bestandteil guter User Experience. Wenn wir inklusiv denken, gestalten wir Produkte, die besser funktionieren. Für alle.“

Diese Haltung prägt die Arbeit bei a11y design: Barrierefreiheit ist keine Zusatzleistung, sondern eine Grundvoraussetzung moderner digitaler Lösungen.

Ein häufiges Problem: Barrierefreiheit wird erst „hinten dran“ geplant – als Korrektur statt als Designprinzip. Dabei ist sie deutlich wirksamer und wirtschaftlicher, wenn sie bereits in der Konzeption mitgedacht wird. Deshalb setzen wir bei der Entwicklung auf ein interdisziplinäres Zusammenspiel von Technik, Design und Barrierefreiheits-Expertise – und auf frühe Tests mit echten Nutzer*innen.

Infobox

Claudia Loitsch
Verfasst von:
Claudia Loitsch
Erschienen am:
25.9.2025
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